Die Sonne scheint, sie scheint so hell
Ein Kind fällt hin, es lief zu schnell
Wie schnell ist schnell?
Wie weit ist weit?
Wieviel ist viel?
Und was ist Zeit?
Sag mir, was ist Zeit?
Die Sonne scheint, kann sie`s uns sagen?
Wir haben noch so viele Fragen
Wie schnell ist schnell?
Wie weit ist weit?
Wieviel ist viel?
Und was ist Zeit?
Zeit, Zeit, Zeit
Wir haben alle Zeit, Zeit, Zeit
Ach ja.
Dieses Lied ist mir letztes Jahr so ungefähr um dieselbe Zeit wie jetzt eingefallen.
Also nicht Uhr oder Tageszeit. Das weiß ich ja nicht mehr genau . Obwohl ich auf Nachmittag tippe. Ich meine Jahreszeit.
Praller, üppiger, verheißungsfroher Frühling. Alles blühte wieder auf und die Vögel machten Jazz.
Da blühte mir natürlich auch die Fantasie auf und kein Gedanke an die Endlichkeit. Außerdem schrieb ich gerade ein paar Lieder und Texte für ein Landschaftstheater in der sächsischen Schweiz, welches ich dann mit vielen Leuten inszenieren durfte. Das kommt mir alles vor, als wäre es schon wieder Jahre her.
So viele neue Lieder und Geschichten die mir in der Zwischenzeit eingefallen sind. Und Menschen die ich kennengelernt habe.
Manchmal lernte ich sogar Menschen neu kennen die mir schon seit Jahren bekannt waren. Versteht ihr?
Mich selbst lern ich auch oft neu kennen. Denn "ich dänce anner Grenze" und da kommt man rum, so in sich.
Man ist ja irgendwie wie so ne` Landkarte, oder?
Und da gibt es ebenso Erdbeben und Krisengebiete und dann noch so ganz viele andere Sachen...Flüsse, Ströme, Felder und Schatztruhen...Aber das ist ein anderes Thema, ein weites Feld.
Wenn ich mal Zeit habe, schreibe ich es auf. Bis dahin hängt es eben im Äther herum,
das Thema. So ist das.
Wenn ich eines gelernt habe im Landschaftstheater dann, dass es absolut möglich ist, das Empfinden von Zeit zu lenken.
Das kann man richtig lernen, so wie luzides Träumen!
Zum Glück habe ich Zeit dafür. Zeit zum Empfinden und zum träumen.
Das kann nicht jeder Mensch von sich behaupten und will das ja auch gar nicht. Arbeit, Familie, Krankheit und zu viel Freizeitstress können einem, wenn es zuviel wird, die eigene Zeit schnell oder langsam, unbemerkt oder ganz plötzlich...... laut oder erschreckend, einfach rauben.
Da muss man dann mal vielleicht neu über seine Prioritäten nachdenken.
Oder so wie einen gute, alte, neulich neu kennengelernte Freundin J: einfach mal kündigen und was neues ausprobieren.
Was, wo mehr Zeit zur eigenen Verfügung, für einen selbst bei rausspringt.
Was wo nicht immer Abend und Wochenenddienste geschrubbt werden müssen.
Zum Glück leben wir in einem Land und in einer Zeit, in dem und in der solche Entscheidungen für sich zu treffen möglich ist.
Einmal vor zehn Jahren, kam mir während eines schönen Urlaubs mit D in Sizilien, ein Lied in den Sinn.
Ich zupfte es auf dem Banjo.
Es war ehrlich gesagt das einzige Lied, was ich je auf dem Banjo spielte.
Mit dem Banjo bin ich einfach nie so richtig warm geworden. Es war irgendwie so laut und schepperte mir in der Seele.
Wenigstens wusste ich dann, dass ich eine habe. Aber es hat genervt.
Das einzige, was mich gerade noch so für das Instrument erwärmen konnte, war wenn ich es arabisch gespielt habe. Naja. Jetzt steht es im Keller und wartet auf seine neue Besinnung. Wenn es jemand haben möchte, kann er sich gern bei mir melden.
Zurück zum Lied und dem Thema Zeit. Immer wieder trällerte ich es, das unfertige Lied!- vor mich hin.
Erkannte und bedauerte, wie geil es ist, kam aber einfach nicht weiter damit und zwang auch nichts herbei.
Wozu dachte ich. Ich hab ja Zeit und wenn nicht dann eben nicht. "Bloss kein' Stress auf'm Kongress!" Nicht wegen sowas.
Ich musste erst nach Dresden ziehen und eben letztes Jahr, auch ungefähr um diese Jahreszeit, stand ich auf einem Feld oben im Wäldchen.
Und siehe da. Ich erspähte einen echt ollen, verblichenen, vom Winter und den Winden zerrupften Drachen im Geäst eines ebenfalls irgendwie störrischen, mürrischen Baumes.
Und da war es plötzlich da. Ganz einfach, ganz logisch, ganz geil. Und ich jauchzte vor Freude. Weil genau so muss es sein denke ich.
Das Lied geht so, und wer es hören will der wühlt sich durch meine Internetseite.
Heißa es weht ein Wind durch die Stadt
der fegt das Laub vom Asphalt
und über den Dächern da fliegen bunt bemalt
weiße Vögel aus Papier
und über den Dächern na da fliegen bunt bemalt
zwei weiße Vögel aus Papier
In den Bäumen hängen Drachen
wollten sicher hoch hinaus
ich bin traurig doch muss lachen
sieht so meine Zukunft aus?
Und so geh ich eines Tages an dem selben Ort vorbei
und es war Sturm die Äste brachen
und die Drachen die sind frei
Heißa es weht ein Wind durch die Stadt
der fegt das Laub vom Asphalt
und über den Dächern da fliegen bunt bemalt
weiße Vögel aus Papier
und über den Dächern na da fliegen bunt bemalt
zwei weiße Vögel aus Papier
Tja. Toll oder? Ich hab's dann beim Balkontheater vorgesungen und alle haben geklatscht und gesagt, dass es ihnen gefallen hat.
Das mache ich jetzt öfter. Meine Lieder vorsingen. Warum nicht. Ich hab ja Zeit.
aber jetzt muss ich los in den Copyladen in der Neustadt. Die Flyer für unser nächstes Theaterstück abholen.
Schönstens!