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Sommer im Neubaugebiet Teil 2

Intro

Schmidt
Alex, das ist jetzt der zweite Teil, oder?

Alex
Denke ja…1,2, 1,2, check, check…

Schmidt
Da kann man ja schon sagen, dass es eine Serie ist, oder?

Alex:
Klar!

Schmidt
Wäre es da nicht gut, so eine kleine Rückschau zu machen? So, dass die Leute wissen, was im letzten Teil geschah.

Alex
Ach, wenn wir jetzt hier alles erklären... da ist doch die ganze Illusion... naja… halt… pfutsch!

Schmidt
Alex, also bitte! Wer hierher kommt, der macht sich keine Illusionen!
Kannst ruhig mal erzählen, was hier letztes Jahr los war.

Alex
Also gut. Eigentlich ist nicht viel passiert. Vielleicht war das ja gerade das Gute. Wir haben aufgehört zu rauchen, viele Menschen kennengelernt, du hast deinen Schlüssel verloren und bist nicht reingekommen. Und du warst auch richtig sauer, weil ich weggezogen bin und Herr Franke hat erklärt, was eine PGH ist.

(Lampenschirm vom ehemaligen Balkon der Alex fällt runter)
Schmidt
OH Gott, hoffentlich kracht heute nicht der Block ein.

Beide:
Check, Check: SOMMER IM NEUBAUGEBIET!


1. COME BACK IN...

‘Hello Again‘ von Roland Kaiser ertönt. Alex im Fahrtwind auf einem Motorrad mit Gitarre und großem Koffer. Die Ortsschilder fliegen nur so an ihr vorbei.

Berlin Mitte, Charlottenhof, Potsdam, Werder, Brandenburg an der Havel…
Hohenstücken! (steigt ab)
Check, Check: Sommer im Neubaugebiet… ist noch alles da!
Die Blocks stehen noch, Wiese... ein bisschen liebevoll verstreuter Müll,
der Spielplatz, ein paar Kinder (ins Publikum) und Menschen.
Hallo Frau Paul! Frau Paul?

Frau Paul
Hier! Hier!

Alex
Na also, so weit draußen, wie so ‘ne Randexistenz.
Und da Frau Müller. Hallo!  Janine, Katja, Frau Struschpa!
Nicht zu fassen, ich bin wieder hier (fällt auf die Knie) in Höhenstücken.
Hier war ja nicht immer so viel los, ne?!
Früher war hier alles noch Acker, ein grüner Fleck.
Hier war ja nüschte... keine Kneipen, keine Straßenbahn, keine Straßen, nur Sand.
Da fegte der märkische Landwind über die Wiesen.

Und da hinten, das hat mir Frau Struschpa erzählt, die wohnt da oben und hat mir erzählt, dass da hinten eine Gartenkolonie namens ‘Erdenglück auf!‘ war, die dann dieser Betonburg hier weichen musste.
Ham se dann abgerissen, damit se hier alles neu bauen können, zack!
Und da war ein Mann, der dort in seiner Laube protestiert hat, noch lange nachdem schon alle weg waren. Der hat mit der Faust auf den Tisch gehauen und gesagt: 
ICH BLEIBE!
Der hat sich da fest angekettet.
Naja, sie haben ihn dann irgendwie überwältigt und abgeführt, eliminiert. Wir wissen bis heute nicht WIE. Ich habe versucht ihn ausfindig zu machen, aber keine Spur von ihm. Tja die Laube wurde abgerissen und das alles hier gebaut, 70iger, ne?!. Jaja. (singt)
WO FRÜHER EINST EIN BAUM STAND,
STEHT JETZT EIN HAUS GANZ AUS BETON.
JAJA. DIE ZEITEN ÄNDERN SICH.
NUN WISST AUCH IHR DAVON.

(verbeugt sich locker) Denke! ...äh Danke, Danke!


(Dreht sich um sich selbst) Nnnjuuum, nnnjuuum…is ‘ne Zeitmaschine! ...nnnjuuum, nnnjuuum… Und genau da (zeigt auf eine Parterrefenster im Block hinter sich)... da habe ich gewohnt!
Also nicht hier, sondern in Cottbus, im gleichnamigen Wohngebiet, wie die berühmte Band, in Sandow.

Und da war mein Kinderzimmer, also in Cottbus. Aber das sah ja überall gleich aus in den ehemaligen Wohngebieten der DADAER, und als ich dann unruhig wurde, in die Flegeljahre kam, da, da trieb es mich nachts hinaus in die Stadt. In irgend ‘nen  Club. Ihr wisst schon: Disco und so. Da bin ich dann aus dem Fenster hier gestiegen.
Ja, raus war leicht, aber rinn? -War schwer, genau!
Pfiffig wie ich war, -ich konnte ja nicht immer gucken, dass mich einer nach Hause bringt und mir dann so mit Räuberleiter da rein hilft- ich war schon damals sehr emanzipiert…
Da habe ich mir dann von da hinten aus der Ecke so einen schweren, metallenen Fahrradständer...kennt ihr noch?! ...geliehen, und hab mir den da hingestellt. Als Leiter quasi.
War ‘ne Hecke davor. Total perfekt mein Plan. Und dann bin ich dann nachts, so nach zwei Bier, da wieder rein.
Im Winter dann, war natürlich die Hecke licht, und alle haben meinen Trick erkannt. Nun ja… Da war was los zu Hause! Gab‘s erst Stress auf dem Kongress und DANN: habe ich die offizielle Erlaubnis gekriegt: ‘Geh doch! Zieh hinfort Kind, solange du auch früh den Weg in die Schule findest.‘ Das waren Zeiten!

(Dreht sich wieder um sich selbst)
Nnnnjuuum, Nnnnjuuum…ist wie gesagt ‘ne Zeitmaschine! ...nnnjuuum, nnnjuuum…
Und das ist mein alter Balkon! Hier habe ich letztes Jahr noch gewohnt! Eigentlich alles noch wie früher. Nur die Deckenlampe ist nicht mehr da. Hat wahrscheinlich wer geklaut. Und was ist denn das für ein Gestrüpp hier? Wahrscheinlich vom Sturm.
Wir können ja froh sein, dass das alles hier noch steht. Drei Straßen weiter hat es ja unlängst ganze Dächer vom Block gefegt.
(späht auf den Balkon) Scheint leer zu stehen. Ob ich mal…?!

(Versucht hochzuklettern. Bleibt auf halber Strecke hängen.
Herr Franke kommt mit einem Kasten Limo auf den ehemaligen Balkon von Frau Paul, nebenan.)

Franke (freudig verblüfft)
Ich fass‘ es nicht. Mensch Alex! Was machst‘n du hier?

Alex (umständlich)
Herr Franke, hey!
Na och, ich häng hier so‘n bisschen rum im Kiez…

Franke:
Na, ich denk, du bist jetzt in Berlin Mitte und machst...in Musik.

Alex (lässt los, kommt wieder in Stand, rümpft die Nase)
Ach pöh, Mitte, vergiss es! Ist eh völlig überbewertet.
Alles so laut und voll und irgendwie so ... (macht Ellenbogengesellschaftsbewegung) und ich bin ja eher so (Hand aufs Herz)… naja, und die Mieten sind ja auch eher...
Wie teuer ist es denn hier zurzeit?

Franke
Äh,... kalt 3,80?

Alex
Der Quadratmeter?

Franke
Der Quadratmeter!

Alex
Ich raste aus! In Mitte zahlst du ja für so ein WG-Zimmer -10 m2- 800 Euro. Das sind Pariser Verhältnisse! Also Mitte ist mir Titte, also Bitte.
Ich komme zurück nach Hohenstücken. (Schmeißt ihren Koffer auf den Balkon)

Franke
Ähm Alex, das geht aber gar nicht.

Alex: (schmeißt Gitarre auf den Balkon)
Ach, geht nicht, gibt‘s doch nicht.
Steht doch leer. Wird Zeit, dass mal wieder einer atmet da drin.
Wo ein Wilki ist, da ist auch ein Weg! (schafft es nicht, sich am Balkon hochzuziehen) Puh, ohne Fahrradständer ist es mühsam!

Franke
Will‘ste vielleicht erstmal ‘nen Zaubertrank? Wie wäre es mit einer Limo?

Alex
Oh ja Zucker, klar! (trinkt einen Schluck Zaubertrank und hopst auf den Balkon, montiert die Lampe neu) Und da ist ja auch meine alte Lampe. Hey, die hat aber gelitten. Man darf die Sachen aber auch nicht so schnell aufgeben. Sich nicht hängen lassen. Es werde Licht! Home sweet home, die Alex ist zurück!



2.  AUF DEN PUTZ GEHAUEN

(Wassereis schleckend betritt Coco den Schmidt‘schen Balkon. Leise Radiomusik im Hintergrund.)

Coco
Du Mama?

Schmidt (mit Umzugskarton)
Ja, Coco Caroline?

Coco
War das damals auch so heiß bei euch in der DADAER?

Schmidt (stellt Karton ab)
Na klar! 1983 zum Beispiel. Da war ich...wie alt war ich denn da?
Vier! Viel kleiner als du jetzt. (ab, um neuen Karton zu holen)

Coco
Und war es in der DADAER heißer als im Westen?

Schmidt (stellt zweiten Karton ab)
Quatsch! Das Wetter ist ja nicht parteiisch.  Das Wetter ist für alle... wie es eben ist verstehst du...
(im Radio tönt der Sommerhit von 1992 Dr. Alban It‘s my Life) Oh, das ist Doktor Alban. Mach mal lauter! Das war 1992, das war ein ganz heißer Sommer.
Was haben wir da abgetanzt. Mach doch mal lauter, Mensch!
Whuuu! It‘s my Life, it‘s my Life my Darling (tanzt und singt mit)

Coco (geniert sich sichtlich, dreht leiser)
Oah Mama, du bist peinlich!

Schmidt
Na, was denn?!  War doch so. Peinlich! Also bitte, das war mein Leben. Das war kurz nach der Wende. (geht wieder rein einen neuen Karton holen)

Coco
Wie alt warst denn du zur Wende?

Schmidt (außer Puste)
Na, wie alt war ich denn zur Wende? Zehn! Zehn war ich.

Coco (begeistert)
Krass, da warst du ja so alt wie ich jetzt. Und hast du da auch schon Balkontheater gemacht?

Schmidt
Na, ne Coco Caroline. In den 90-ern war hier High Life! Da ging‘s hier drunter und drüber. Die DADAER war noch nicht ganz zu Ende und die vereinigte Republik...naja...is ja bis heute noch nicht abgeschlossen, das Projekt. Da musste ick gucken, wo ich bleibe, verstehst du?!
Arbeitslosigkeit grassierte, Behörden, die nicht funktionierten. Naja, und wir mitten in der Pubertät…. die dir übrigens noch bevorsteht…

Coco
... UNS Mama, UNS! Die steht uns beiden noch bevor.

Schmidt
Oh Gott ja... du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es war, inmitten der Pubertät von überforderten Eltern und Lehrern alleingelassen zu werden!
Ich frage mich heute noch, was mich mehr geprägt hat: die DADAER oder das vereinigte Deutschland?

Coco
Ja Mama, willste das nicht mit den Leuten klären, die hier extra zu deinem Balkontheater gekommen sind?

Schmidt (verdutzt)
Wie? Was? Wieso? Wie spät isses denn? War doch grad noch 1992.

Coco
Ich will ja keinen Druck machen, aber es ist 19 Uhr und 5 Minuten 25./26. August 2023…Standort Hohenstücken Status: öhmmm???

Schmidt (aufgeregt, faltet den Sonnenschirm zusammen und wird sich nun des Publikums gewahr)
Ach herrjeh, es geht schon los? Ich bin noch voll am Packen und die Alex ist ja auch noch gar nicht da…oder isse?
(ruft rüber) AAAAALEX AAALEX bist du daaaaa?

(Bei Alex fällt der Lampenschirm von der Balkondecke)

Coco
Na ne, die Alex ist doch letztes Jahr weggezogen, nach Mitte und macht jetzt in Musik.
(altklug) Also, wenn du mich fragst, ich würde mich nicht darauf verlassen, dass die heute noch kommt.

Schmidt
Hm, ...na...war nur so ein Gefühl, was ich gerade hatte. Das sie wieder da ist.
Ich hatte irgendwie so‘n Gefühl, dass es wieder wie früher ist. Wie wir hier noch zusammen eine Hausgemeinschaft waren. Und unsere Abende auf dem Balkon.
(klatscht einsichtig in die Hände) Aber dann werde ich das hier wohl alles allein machen müssen.
(angespannt) Ach Mensch Coco Caroline, wie siehst du denn aus? Du bist ja ganz verklebt (wischt ihr mit einem Taschentuch und Spucke die Schnute ab)

Coco (wehrt sich)
Oh Mama, jetzt bleib mal entspannt. Heute zu Tage kleben alle.

Schmidt (energisch)
Aber nicht bei uns auf dem Balkon, Coco Caroline! Hier wird nicht geklebt!
(etwas überdreht) HALLO!
Ich bin es, Frau Schmidt. Ich mache hier Balkontheater. (spreizt die Arme und haut Coco, die hinter ihr steht aus Versehen um) Oh Gott Kind, entschuldige! Das ist wegen der Aufregung, weil ich mache Balkontheater...

Coco
Ja wieso eigentlich?

Schmidt
Na wieso, wieso?
Warum, warum?
Warum ist die Banane krumm?!

Coco
Ich denke, bei euch gab‘s keine Bananen?

Schmidt
(empört)Was?
Wir sind im Leuchtbild der Banane groß geworden! Allein schon, weil sie so selten vorkam, dass jeder gleich wusste, wenn sie einmal auftauchte, dass Weihnachten war. Alles klar Coco Caroline?!
Und so ist das hier auch. Einer muss doch hier was machen, oder?
Ist doch sonst nüscht groß los hier. Oder Frau Müller?
Und da machen wir eben ein bisschen Balkontheater!
Apropos Balkon!
Erstmal den Balkon checken, wa?! Check, check.
Ist schon ganz schön morbide hier alles. Wir können froh sein, wenn wir hier nicht abstürzen… mit der Plattform! (Faltet den Schirm zusammen. Klopft prüfend an die Decke, von der Putz/Mehl auf sie herabstürzt) Ahhhh! - Hier kommt doch schon der Putz von der Decke!



Also neee, das geht so echt nicht mehr! Wird Zeit, dass wir hier rauskommen. Einmal spiel ich hier noch auf dem Balkon, aber dann ist gut. Dann will ich was NEUES, WAS SICHERES!

Coco (kichert)
Naja, sind doch schon so viele gegangen. Da gehen wir eben auch noch.

Schmidt
Von ehemals 20.000 sind noch zirka 8000 da. Ohne uns dann nur noch 7998 minus Alex ist gleich 7997
minus Frau Paul gleich 7996 na und so weiter…
Wenn ich jetzt anfange runterzuzählen ist der Abend um.

Franke
Ich bin auch noch da, Frau Schmidt. Macht 7997.

Coco
Sieh‘ste Mama, der Abend fängt doch gerade erst so richtig an!

(leise beatboxen beide ‘Bob die Katze -Rubbel die Katz‘)

Schmidt
Hohenstücken ist Haneu, ist Hellersdorf, ist Marzahn, ist Hoywoy, ist Amerika…  

Beide
(Westernlied: a cappella)


3. HIER BIN ICH MENSCH

(Alex kommt singend, die Gitarre, Hocker und Notenständer einrichtend, auf ihren Balkon. Franke lehnt nebenan über der Brüstung und verfolgt die Szene.)

Alex
Sommer im Neubaugebiet, ich sitze auf meinem Balkon
Das Radio spielt Musik, und kalt und grau steht der Beton.

Schmidt
Mensch Aaalex!
Wo warst du? Ich habe hier auf dich gewartet!

Alex
Frau Schmidt, hallo! Hallo Coco Caroline!! Hast du auch gewartet?

Coco
Ja, dass es mal losgeht.

Alex
Naja, wenn wir eins gelernt haben, dann warten, oder?
(auf Detlef zeigend) Also zumindest deine Generation.
Unsere Eltern, was die gewartet haben, früher!
Auf….

Schmidt
 ...auf das West Paket, auf den Kühlschrank!

Alex
Auf das Auto, das vor 15 Jahren bestellt wurde.

Schmidt
Auf einen Telefonanschluss, auf Handwerker, auf eine größere Wohnung.

Beide
Wir waren Weltmeister im Warten!

Alex
Oh chorisch, das flutscht! Als wäre ich nie weg gewesen!

Schmidt
Du sag mal Alex, wie lief‘s eigentlich in Mitte?

Alex
Ach pöh, - Mitte vergiss es! Ist völlig überbewertet.
Alles so laut und voll und irgendwie so ... (macht Ellenbogengesellschaftsbewegung) und ich bin ja eher so (Hand aufs Herz) ...
Nur Generve! Und alles so distanzlos!

Schmidt
Also Alex, distanzlos war es hier ja auch gewesen. Hey, die Wände waren so dünn und jeder kannte jeden. Wenn der unter dir die Decke gestrichen hat, kitzelt es dir oben an den Füßen!

Alex
In Mitte auch. Schulter an Schulter, Fuß an Fuß, Schuppenflechte an Schuppenflechte stehen die Leute in den ‘Öffentlichen‘ aneinander gestapelt. Da kriegst du alles mit. Alles! Ich habe ein Lied daraus gedichtet. Willst du es hören?

Schmidt
Was heißt hören?! Will Singen! Schwing dein Arsch auf‘n Hocker! Aber Vorsicht! Kann sein, dass die Brüstung bricht. Is alles schon marode und der Kalk und...Naja.
Hach, weißte noch unser Abend auf‘m Balkon? Mal sehen, wie mir das Mitsingen gelingt. Ich habe ja noch Kalk im Hals.

Alex
Haste wieder zu dolle auf‘n Putz gehauen, oder was?

Lied: Schön ist die Stille
*
Schön ist die Stille, still ist es zu Haus.
Es gibt viele Gründe, manchmal muss ich raus.
Draußen sind die anderen; das stört mich aber nicht.
Doch was mich auf die Palme bringt, wenn jeder so laut spricht.

Sitz‘ ich auf der Parkbank, kauf‘ ich mir ein Eis.
Irgendeiner ist schon da und erzählt mir seinen Scheiß.
Mensch Meier in der Straßenbahn, Frau Müller im Café,
plärren in ihr Telefon, dass ich jedes Wort versteh‘.

Steh‘ ich in der Schlange, fahr‘ ich mit dem Bus.
Überall sind Menschen, und die meisten reden Stuss.

Hey, danke für die Infos. Jetzt weiß ich Bescheid.
Wer geht heute kegeln, und wer kauft sich wo sein Kleid?
Ich hör was von Furunkeln, ich stopf mir was ins Ohr.
Denn alles, was sie reden, stell‘ ich mir bildlich vor!
Hier bin ich Mensch, hier red‘ ich laut.
Egal ob‘s dir den Tag versaut.
Du kannst mich hörn, was gehts mich an.
Ich fahr‘ wie du nur Straßenbahn.

Hier bin ich Mensch, hier muss es sein.
Ich weihe dich in alles ein.
Ich schreie in mein Telefon,
sag dreimal laut, wo ich jetzt wohn‘.

Woher sie komm‘, wohin sie gehen,
was sie heut‘ in der Glotze sehn.
Das alles muss ich mir anhörn.
Ich flieh nach Haus, ich will nicht störn!

*
Schön ist die Stille, schön ist es allein.
Alles ist an seinem Platz, niemand redet rein.
Manchmal unter Menschen, und ich mein das ja nicht bös,
doch wenn sie mich bequatschen, dann werde ich nervös.

Ob Urlaub oder Arbeit, egal ob Freund ob Feind.
Irgendwer ist immer da, der irgendetwas meint.
Halte ich ein Nudelsieb, drück‘ ich auf den Knopf,
ständig sind da Leute, und die machen sich ‘nen Kopf.

Wie‘s besser geht, wie‘s schneller geht, wie‘s heller wird, juchhe.
Alle reden auf mich ein, als ob ich darauf steh‘.

Hey, danke für die Infos, jetzt weiß ich Bescheid.
Wie kam ich ohne Ratschlag klar, wie kam ich nur so weit?
Mit klugen Kommentaren sind viele gut bestückt.
Könnt ihr mir das ersparen, denn ich werd‘ sonst verrückt.

Hier bin ich Mensch, hier red‘ ich rein. Mach das doch so. Ach warte nein!
Dein Schaffen lässt mir keine Ruh, ich gebe meinen Senf dazu.
Ich würde, hätte das ja so, und wenn du das trinkst, wirst du froh.
Es ist ja nicht, dass sie mich störn, doch fliehe ich, ich will‘s nicht hörn.

*
Manchmal so nach Wochen wird‘s mir allein zu öd.
Ich hätt‘ gern wen gesprochen, aber kenn kein, das ist blöd.
Schlag ich mein Telefonbuch auf, strahln mich die Namen an.
Nur leider ist kein Mensch dabei, der mich noch leiden kann.

Drum geh ich auf die Straße und wink‘ den Menschen zu.
Irgendeiner winkt zurück, das ist ein alter Schuh.
Und sind wir schon beim Winken, ist ein Gespräch nicht weit.
Themen gibts wie Sand am Meer, Zeit für Geselligkeit.

Wahrscheinlich red‘ ich viel zu laut und sinnlos obendrein.
Alles platzt aus mir heraus, ich war zu lang ALLEIIIN!

Und ihr sagt: Danke für die Infos, jetzt wissen wir Bescheid.
Darüber, wie du denkst in dieser schrägen Zeit.
Der eine schreibt halt Briefe, der andre singt ein Lied.
Hauptsache wir reden drüber, was hier geschieht.

Hier bin ich Mensch, hier red‘ ich frei. Bin mittendrin, statt nur dabei.
Ich suche das Gespräch bei Tisch, ich kauf im Laden ganz viel Fisch.
Ich schwimme Rücken, stoß dich an, sag brav Pardon, schon redet man.
Und vorm Discounter weis‘ ich dich, zum rechten Parkplatz, warum nicht?
Der Mensch muss reden, das ist Fakt, sonst wird er irgendwann beknackt.
Na gut, dass wie, das wann, wozu, darüber reden wir nochmal in Ruh.



4. ABRISS ODER RENAISSANCE DER PLATTE?

Alex
Ach schön, wieder hier zu sein. (zu Franke) Und du hier so mit Wimpelkette?
Sag mal, bist du mit Frau Paul zusammengezogen? Habt ihr eine Balkonbar aufgemacht, oder was?

Franke:
Ne, die Frau Paul ist ja fortgezogen. Fort nach Nord!

Alex
Und du bist hier übriggeblieben, Lost in Ost, oder was?

Franke
Nein, das ist jetzt hier nur mein Interimsbüro. Wir bauen hier gerade ein Archiv für gescheiterte Kulturprojekte auf. Ziel ist es, für diese einen Zentralfriedhof in Hohenstücken zu errichten. Platz ist ja genug.

Alex
Platz ist, ja. Aber da landen wir nicht, stimmt‘s?

Franke
Ne, wir nicht!

Alex
Ist ja viel passiert hier, Frau Schmidt!

Schmidt
Jaja, es hat sich ‘ne Menge verändert. Und du bist nicht die Einzige, die gegangen ist und…

Alex
Ja, und vor allem bin ich ja wiedergekommen!
Ich bin jetzt quasi eine Zugezogene! (spielt mit dem Reißverschluss ihres Overalls)

Schmidt (lacht)
Ja Alex. Aber bitte zeig uns jetzt nicht die AUSGEZOGENE, ja?

Alex (gibt klein bei)
Ja…

(Schmidt kramt in Kartons)

Alex
Hey, was ist denn das für eine Kartonstimmung bei dir auf‘m Balkon?
Zieht wer ein?

Schmidt
Na ne, eher aus!

Alex
Aus? Wieso aus?

Schmidt
Na, is doch alles hier marode (kloppt an die Balkondecke, Putz rieselt nieder) Wenn ich ein Licht machen will ...Coco Caroline mach mal Licht an! (Knall, Nebeleffekt, Kurzschluss) das is vorbei hier!

Coco (hustet sich durch den Nebel)
Mama, das ist Kindesgefährdung. (ab)

Schmidt
Alex, Mensch, wir müssen hier raus! Haste das verstanden...Raus!

Alex
Wie… aber warum?

Schmidt
Na, das geht nicht mehr hier.

Alex
Ja, aber... die können doch nicht, wenn ich jetzt wieder hierher will. Die können doch nicht jetzt hier alles abreißen! (rastet aus)
Immer wird alles abgerissen…Wo du auch hinsiehst. Der alte Kindergarten - weg, die alte Schule...steht nicht mehr...und in den Städtischen Zentren die ganze alte Ostarchitektur… abgerissen, weg.  Und was steht da jetzt? Eine Shoppingmall! Wie kreativ ist das denn?!
So viel zum Thema REVITALISIERUNG?
Ich meine, gerade jetzt in Ermangelung bezahlbaren Wohnraums, da könnte die Platte doch eigentlich ihre Renaissance erleben.

Schmidt
Ja… so wie in Marzahn oder Hellersdorf; einst ein Symbol für soziale Probleme.
Jetzt ist da saniert und doch eigentlich alles ganz schicki.

Her Franke
Na, Moment Frau Schmidt! Das stimmt nicht ganz. Also die haben schon noch ihre Problemviertel. Aber sie haben es geschafft die Gewalt in Hellersdorf und Marzahn runter zu pegeln. Anders als in Mitte, wo die Alex herkommt. Da gibt es viermal so viel Kriminalität wie in Hellersdorf oder Marzahn. Und der Zuzug ist enorm! Die haben ja in den letzten zehn Jahren über dreißigtausend Menschen dazu gewonnen.

Schmidt
Na schau, das ist ja wie hier! Wenn hier in Hohenstücken ein Überfall ist, dann heißt es nicht Friedrich Grasow Straße, dann heißt es:  HOHENSTÜCKEN!
Überfall! HOHENSTÜCKEN ÜBERFALL!
Und in der Stadt da heißt es Steinstraße oder Kurstraße, Sankt Annen Galerie. Aber hier heißt es: HOHENSTÜCKEN!

Alex
Ja, Hohenstücken hat irgendwie schon einen schlechten Ruf.
Neulich habe ich Einem erzählt, ich fahr‘ nach Hohenstücken und der so:
Ho! Was, ins Ghetto?
Ja was? Ghetto? Meine Mutter steht vorm Netto. Und was sie alles für kreative Namen erfunden haben für so Siedlungen: Betonburgen, Arbeiterschließfächer… Kriegste richtig Bock nach Hause zu gehen!
Oder Silos...hä? Ich bin doch keine Ameise...Wohnmaschinen! Und nach der Wende haben sie auch gerne gesagt: Proletenschubladen, also sag mal! Wir haben in Proletenschubladen gewohnt! Kann man da nicht einen schöneren Namen finden? Die Stadt mit den vielen Augen... ach das ist doch traurig eigentlich, oder?

Schmidt
So traurig wie ein Hochhaus um die 90-er in Marzahn.


LIED HOCHHAUSBLUES
*
Ich bin so traurig wie ein Hochhaus,
ein altes Hochhaus in Marzahn.
Wir stehn schon wieder in der Schlange.
Wir stehn nach irgendetwas an.

Ich bin so traurig wie ein Hochhaus,
wir kaufen irgend etwas ein.
Weiß nicht genau: geht das schon lange?
Ich fühl mich manchmal so allein.

Allein ein All, ein All allein.
Woher kommt nur mein Unwohlsein.
Allein ein All, ein All allein.
Und ich renn‘ raus und will laut schrein.
Ich find, wir kaufen zu viel ein.

*
Ich steh‘ allein auf einer Wiese,
um mich herum die große Stadt.
Der Wind weht rau, die Stimmung miese.
So gehts ei‘m, wenn man Fernweh hat.

Wer wohnt wohl alles in dem Hochhaus?
Ein Hochhaus, hoch wie in Shanghai.
Im Hochparterre weht die Gardine.
Zwei gucken raus, die ha‘m wohl frei.

Allein ein All, ein All allein.
Sie schau‘n hinaus und ich schau rein.
Allein ein All, ein All allein.
Das könnten wir mal später sein.
Wo soll‘n wir hin, wo soll das sein?

*
Ich bin so traurig wie ein Hochhaus.
Wenn du jetzt fortgehst, weg von mir,
die Wände grau, die Fenster dunkel,
ach, bitte, bitte bleib doch hier.

Wir ham doch alles, was wir brauchen,
und unterm Asphalt liegt der Strand.
Du sagst, du würdest jetzt gern rauchen
und schaust mich an ganz unverwandt.

Allein ein All, ein All allein.
Und du gehst los und kaufst was ein.
Allein ein All, allein ein All.
Und ich bau weiter am Regal.
Vielleicht schrei ich auch noch einmal.

Ahhhh haa ha haaaaa
Ahhhh haa ha haaaaa

Alex
Alles ok da drüben in der Geräuschemacher*innenecke?

Schmidt
(schmeißt Stühle raus)



5. IN DEN 90-ERN HAT‘S GERAUCHT

Alex
Wieso schmeißt ‘n du jetzt alles raus...wo sind wir denn hier grad...is ja wie in den 90-ern…

Schmidt
Ja genau. War doch so. Kaum hatten wir die D-Mark, flog alles raus.
Das alte Lümmelsofa, der Schaukelstuhl, die ganzen Montagemöbel.

Alex
MDW:
Möbelprogramm Deutsche Werkstätten aus Dresden Hellerau.

Schmidt
Genauuu!

Detlef
Ich möchte mal gern wissen, ob hier jemand der hier Anwesenden jemals eine MDW80 oder MDW90 besessen hat, oder gar noch besitzt. Der möge sich melden.

Alex
Was ist das? Ein Gewehr? MDW 80….d-d-d-d-d

Franke
Kein Gewehr ... siehste, das weiß nämlich niemand mehr…ach, doch da ist doch jemand, Frau Paul!

Schmidt
Na, wer sonst? Frau Paul hat‘s ja. Die konnte warten.

Alex
Ahh, eine Schrankwand.

Franke
Ne, keine Schrankwand, das waren ANBAUMÖBEL! Die passten super in die Platte. Man konnte verschiedene Längen und Höhen montieren. Tolles Teil. Man hat fast genauso lange wie auf einen Trabbi gewartet auf so ein Teil. Sind so alt wie diese Wohnhäuser hier. Wurden in den 70igern entwickelt. Da hatte Ikea noch gar keine Idee gehabt, wie so ein Ding aussehen könnte. 91 wurde die Produktion eingestellt.  Wie so vieles. Wer heute noch so ein Teil besitzt, der kann das locker bei EBAY für zweieinhalbtausend Euro verkaufen.

Schmidt/Alex
Waaaaas! Wirklich?

Schmidt
Hey und das lag alles auf der Straße!!!

Alex
Hätten wir das gewusst!

Schmidt
Hey, wir wären reich!
Am Straßenrand standen reihenweise ausrangierte Schrankwände. Sperrmüll überall der Sperrmüll…

Alex
Unsere ganze Kindheit lag plötzlich ausrangiert auf der Straße rum, bei uns auch!

Schmidt
Dachten die Leute, wenn sie ihre Möbel rausschmeißen, dass sie Vergangenheit gleich mit rauschmeißen?

Alex
Hey, meine Mutter ist voll durchgedreht. Alles raus, alles neu. Küche, Bad, Schlafzimmer, Wohnzimmer die ganze Bude: NEU mit Westmöbeln. So wie bei Uschi Glas im Fernsehen.
Und ich habe dann für mein Zimmer so eine Jugendzimmerschrankwand bekommen mit einer Glasvitrine. Hä? Glasvitrine? Ich wollte eigentlich lieber zum Karate. Aber ne, es hieß hier hast du eine schöne neue Schrankwand mit Licht drinnen und einer Glaaaasvitrine. Ja, die du dann einmal die Woche putzen musst, den Kack.
Nach dem Essen hieß es HÄNDE HOCH ALEXANDRA und dann ab ins Bad und die Hände waschen, bevor was dreckig gegriffen wird! TERROR!
Hey, das war der Ausverkauf unserer Gemütlichkeit!
Hach, und der ganze Sperrmüll auf der Straße. Aber auch viele Menschen sahen aus wie Sperrmüll; irgendwie. Und das ist ja auch kein Wunder.
Waren plötzlich staatenlos geworden über Nacht und dann arbeitslos.
Und die konnten sich nicht alle neue Möbel kaufen.
Detlef warst du auch arbeitslos?

Franke
Nein, ich hatte Glück, ich war in der Kultur tätig und da haben wir uns irgendwie durchgewurstelt mit ABM und schiess mich tot. Ich bin sozusagen vom Leiter des Literaturzentrums rein in eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Alex
Öhm
Schmidt pfeift ironisch

Franke
Aber Moment. Das war eine tolle Aufgabe. Ich hatte die Möglichkeit ein Jugendkulturzentrum in Cottbus mit aufzubauen und das haben wir dann auch gemacht. Wir haben das Glad House damals gegründet. Und es gab ein Förderprogramm vom Bund, mit etlichen Millionen ausgestattet, dass uns ermöglichte Projekte zu machen von denen ich vor der Wende nur geträumt habe.
Definitiv nur geträumt!
Und die erste größere Aktion, die wir hatten, fand tatsächlich am Vereinigungstag statt, in der Nacht vom 2. zum 3.Oktober 1990, zusammen mit den Einstürzenden Neubauten und etwa tausend Leuten, die auf alles drauf gedroschen haben, was geeignet war, um die DADAER auszutrommeln. Das werde ich nie vergessen!
Traumhaft. Aber 95 war es damit vorbei. Und seitdem hat es die freie Kultur relativ schwer in diesem Land.

Alex
Ja, von solchen Förderprogrammen traümst du heute wieder nur.
Schon krass. Weil eigentlich ist es ja so, dass wenn du in Kultur machst, dann hast du meistens die Arschkarte. Aber da warst du ausgerechnet zu Wendezeiten, mal vorne mit dabei.

Franke
Zumindest für 5 Jahre.

Alex
Naja, bei uns der Herr Frohner im Haus, der hat nicht in Kultur gemacht. Der hat im Textilkombinat gearbeitet. Das hat die Treuhand geschlossen und da war er dann auch arbeitslos. Paff! Das Werk war geschlossen und seinen Beruf gabs nicht mehr... der hat dann angefangen zu trinken... stand vorne am Büdchen aufm Kiez und trank Bier und rauchte ganz viele Zigaretten. Die hatte er aber nicht im Laden gekauft, sondern von den Vietnamesen, die da überall rumstanden und so halb illegal Zigaretten vertickten…

Schmidt
Naja, wahrscheinlich plötzlich arbeitslos gewordene Gastarbeiter, die haben die Zigaretten vertickt. West, Pall Mall, HB, Marlboro…

Alex
Hey, was da geraucht wurde in den 90-ern, oder? Überall haben sie geraucht!
In den Zügen, im Fernsehen…


Franke
Im Flugzeug, in Krankenhäusern.

Schmidt
Bei uns in der Schule haben sie sogar im Lehrerzimmer geraucht und für die Schüler ab der 9.! gab es sogar eine Raucherinsel! Da haben wir uns dann immer heimlich hingeschlichen.

Alex
Heimlich, soso! Warste erst Siebte, oder was?
Hey, und die Werbung! Die ganze Zigarettenwerbung. Das ist ja heute unvorstellbar. Ich fand ja diesen Marlboro Mann richtig cool. Mit diesem Hut und diesem Pferd. Und dann die Wüste da so. Echt heiß!

Schmidt
Alex, Alex, Alex. Der ist gestorben an Lungenkrebs.

Alex
Ach was!

Schmidt
Wirklich!

Alex
Das ist ja Ironie des Schicksals, würde ich sagen. Der hat bestimmt gelacht auf dem Sterbebett. Er ist sozusagen in seinem Genre gestorben.

Schmidt
Alex, da würde doch jetzt das Lied reinpassen?

Beide
HOLADIHO RAUCHERMARKO   


LIED RAUCHERMARKO
*
Er hat erst gesagt er raucht Leichte
und im Winter dann, da kam die Beichte.
Zigaretten die Starken, Zigarren, sogar Bong,
und das will er, wenn‘s kalt wird, NICHT AUF DEM BALKON!

Nun ja, solange er nicht schlaucht,
so dachte ich am Anfang, und dann hat er geraucht.
Im Bette, im Bad, ja überall.
Der Arsch, er rauchte und ICH WAR IHM EGAL.

M: (hust hust)...nö nö Marco, is kein Krebs... is schon ok. (hust hust)

Ich sah nicht mehr durch, die Wohnung war dicht.
Es war wie auf Disco, nur war es eben nicht.
Es musste so kommen, ich zog an der Bong.
Dann war ich hinüber, DAS HAT‘ ICH NUN DAVON.

Und ich sagte mir, die Liebe ist nur Rauch.
Das, was die Inge kann, das kann ich auch.
Mitte ist ja ganz schön, doch manchmal ist es besser, einfach fort
NACH BRANDENBURG ZU GEHN!

Lieber in Brandenburg alleene froh
als in Mitte mit dem Rauchermarko.
HOLLADI HOLLADI  HOLLADI HOLLADI
HOLLADI HOLLA DI HO

HOLLADI HOLLADI HOLLADI HOLLADI
HOLLADI HOLLADI JO

So sagte sichs Andrea
und nahm gleich ‘nen Bus eher.
Die Liebe, die Liebe, die ist schön.
Doch manchmal ist es besser, einfach fort
NACH BRANDENBURG ZU GEHN!

M: Und der Rauchermarko kommt so nach Hause vom Kippen holen und macht so: (zieht tief ein, Feuer geht nicht): Öh Andrea, Hallo? Andrea haste mal Feuer? Wo bist‘n du jetzt? Hey, die is weg. Andrea, hat sich in Rauch aufgelöst, oder was?

*
Die Liebe ist schön, jaja die Liebe.
Doch schnell ist auch Sand im Getriebe.
Da will ich kämpfen, will retten, such nach Zeichen.
Doch immer, wenn ich reden will,
IST ER NICHT ZU ERREICHEN.

Beziehungstheraphie macht man zu zweit.
Was beide dafür brauchen, dass ist Zeit.
Bei mir liefs jetzt nicht gerade optimal.
Der Mann war nur auf Arbeit,
BEZIEHUNG IHM EGAL.

M: Wie? Is kein Wasser in der Vase? Du ich kann grad nicht, ich hab‘ Karrierephase. Du willst mich treffen Liebling? Du ich kann grad nicht.
Ich hab‘ ‘n Onlinemeeting.

Am Anfang fand ich‘s sexy, ein ehrgeiziger Mann.
Nur leider stand ich selber IMMER HINTEN AN.
Er machte mir Geschenke, er hatte Geld wie Heu.
Doch was sollt‘ mir das nützen,
DER ARSCH WAR MIR NICHT TREU.

Und ich sagte mir, die Liebe ist nur harren.
Der Mann hat niemals Zeit, hält mich zum Narren.
Mitte ist ja ganz schön, doch manchmal ist es besser, einfach fort
NACH BRANDENBURG ZU GEHEN.

Lieber in Brandenburg alleine komm,
als in Mitte mit dem Karrieretom.
HOLLADI HOLLADI  HOLLADI HOLLADI
HOLLADI HOLLA DI HO

HOLLADI HOLLADI HOLLADI HOLLADI
HOLLADI HOLLADI JO

So sagte sich‘s die Inge,
warf weg die Eheringe.
Die Liebe, die Liebe, die ist schön, doch manchmal ist es besser, einfach fort NACH BRANDENBURG ZU GEHEN.

HAVELLUHJA HAVELLUJA
HAELLUHJA
HAVELLUHHUHUHHULIA

Schmidt:  Trällert weiter... Havelluhja


6. LOST IN OST WAR GESTERN

Alex
Hach, ein flüchtiger Blick ins Hohenstückener Gebiet genügt, um zu wissen, wem die Erde gehört: Eigentlich ALLEN UND KEINEM!
Man wollte hier eine Stadt erschaffen, die die Schönheit des Sozialismus in Stein bannt.
Die Schönheit, die Überlegenheit, die Tugenden des Sozialismus. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wenn da nicht gerade Kalk ist.
Nicht Kapital is Muss, nein! SOZIAL IS MUSS! Ha, das nehmen wir mit auf ins Parteiprogramm.
Haha! Und jetzt alle!  SOZIAL IS MUSS, SOZIAL IS MUSS!

Schmidt
Alex, Alex is ja gut, wir wollten Balkontheater, aber kein Mitmach- und Mitgröltheater, wir sind hier nicht beim Fußball, oder?!

Alex: einsichtig
Na gut, aber so war es doch gedacht, oder?! Eben sozial.
Man dachte, dass die Umgebung den Menschen prägt, und da is ja auch was dran. Und da hat man eben versucht, alles schick und funktional, vor allem sozial zu gestalten... die Priorität des rechten Winkels, die Sonnenscheindauer für‘n Sandspielkasten...wurde ja alles genau berechnet.
Kaufhalle, Kindergarten, Schule, Spielplätz, Feierabendtreff, alles um die Ecke und fußläufig erreichbar, so war das konzipiert. Hey bei mir hier, wo ja mein Fenster war. Was glaubt ihr was es da nach hinten raus gab? Da waren eine Minigolfanlage und eine Kegelbahn! Und da hinten an der Ecke unter den Birken, da saß ein Opa, der wäre heute arbeitslos. Der saß da bei einer großen Holzkiste und hatte eine Funktion. Und einen Dackel. Er hatte da die Kegel und Kugeln und Minigolfschläger verwaltet und aufgepasst. Ja, wir haben am Sonntag nicht Fernsehen geguckt und Büchsenbier getrunken im Neubaugebiet. Wir haben gegolft! Oder kennst du noch diese Eisspritzanlagen, wo du im Winter Schlittschuh fahren konntest?

Schmidt
Ja, ja, natürlich und im Sommer Rollschuh. Aber das war dann vorbei. Irgendwie mit der Wende begann einfach alles nur noch zu zuwuchern, wuchs quasi Gras drüber, ging kaputt und wurde nie wieder repariert. Brachlandschaften.

Alex
Was ist denn da passiert, oder besser: was ist da nicht passiert?

Schmidt
Das war unsere Zeit, wir sind hier groß geworden...Wir waren zu jung, um zu verstehen, was vor sich ging und zu alt, um wegzusehen. Wir wurden unserer Kindheit entrissen, bevor wir wussten, dass es so etwas überhaupt gab. Wir sind weder in der DADAER, noch in der Bundesrepublik erwachsen geworden.

Alex
...sind wir es je?

Schmidt
Wir sind die Kinder der Zone, in der alles neu aufgebaut, umgemodelt, entwertet und neu angeschafft werden musste. Wir sind die Wendegeneration, die letzten Kinder der DADAER, die zum Mauerfall zwischen 8 und 16 Jahre alt waren.

Alex
Krass! Wir haben ja eine richtige Biografie!
Wissenschaftler sprechen sogar von der VERLORENEN GENERATION!
Puh, haben wir irgend etwas verloren?
GENERATION LOST IN OST!  Ich meine, wenn du mal überlegst, was es schon alles für Generationen gab. Wir sind nicht Generation doof und X oder Y, oder Generation Golf. Wir sind Generation Lost? NA PROST!
(Schweigen)

Schmidt
Du Alex, ich komm mal rüber, ja?!

Alex:
Ja bitte. Wir müssen jetzt mal zusammenhalten, so als Generation. Nicht das wir wirklich noch verloren gehen. Lost in Ost war gestern. Wir machen jetzt hier fett die Beat Schwestern! (während Schmidt kommt rüberkommt)
Also ich weiß nicht, in der Erinnerung ist auch irgendwie immer alles so verklärt.
Mir träumt von einer Erinnerung, die nichts beschönigt, auch nicht abwertet, das Damals.  
(Schmidt ist drüben)
Also Frau Schmidt, ich weiß auch nicht, plötzlich ist unsere Vergangenheit viel schlimmer, als wie ich sie erlebt habe.
Jetzt wo wir erwachsen sind, haben wir vieles von dem, was wir damals nicht wussten, erfahren, dass es so war. Nämlich schlimm. Hat die Enthüllung unserer Vergangenheit jetzt so eine Art Trauma ausgelöst? Also weißt du: DAS LAND IN DEM ICH LEBTE; GIBT ES NICHT MEHR. Ich meine, das klingt doch total traumatisch.
Als wären wir im Kriegsgebiet groß geworden.
Also ich lebe jetzt nur noch ganz vorsichtig, denn ich kann ja nie wissen, ob nicht bald in naher Zukunft alles, was ich jetzt lebe, dann wieder eine schlimme Vergangenheit ist, verstehste?!

Schmidt
Ähm, ne?

LIED: IRGENDEINER MUSS UNS DAS DOCH SAGEN
*
Irgendeiner muss uns das doch sagen,
irgendeiner muss doch wissen, wie das geht.
Mensch wir haben grad so viele Fragen
und keinen Schimmer, wo die Antwort steht.

Mensch, irgend etwas müssen wir doch wissen,
irgend etwas ham wa doch gelernt.
Das Hirn vom Endgerät verschlissen,
und Träume wern wie Essen aufgewärmt.

Mensch, irgend etwas können wir doch sehen,
irgend etwas gibt uns grad den Rest.
Vielleicht könn‘ wir das jetzt noch nicht verstehen.
Vielleicht ist alles nur ein böser Test.

Und du, du schweigst mich an.
du du du du du du
Kann sein, wir ham uns echt vertan.
Die Welt stürzt ein, und wir fahrn Straßenbahn.

*
Irgendwie ist alles wie verwandelt.
Überall stehn Worte die nicht gehen.
Kein roter Faden, der von etwas handelt,
spinnt sich durch die Tage, wird System.

Mensch, irgendeiner muss uns doch jetzt fragen.
Irgendeiner muss jetzt wissen, wies uns geht.
Viel zu dünner Hals in weitem Kragen.
Wir falten unsre Hände zum Gebet.

Mensch, irgendeiner muss doch jetzt was sagen.
Irgend etwas muss doch jetzt passiern.
Vielleicht stelln wir die falschen Fragen.
Doch besser als zu schweigen und zu friern.

Und du, du schweigst mich an.
du du du du du du
Kann sein, wir ham uns echt vertan.
Die Welt stürzt ein, und wir fahrn Straßenbahn.

7. COCO CAROLINE AUS HOHENSTÜCKEN

Schmidt
Mensch Coco Caroline, was machst du denn hier?

Coco
Na, Zeitungen austragen.

Alex
Nicht schlecht. Zuverdienst, schafft Zuversicht nicht wahr?!

Coco
Von nichts kommt nichts.

Alex
Das hat sie von dir, was?

Schmidt
Das hat sie von mir, jaja.

Coco
Ich bin die Caroline, aus Hohenstücken
erst sieben und somit noch ein Kind.
Die Eltern schickten mich ein Brot zu pflücken,
weil beide seit dem 10. pleite sind.

Schmidt
Bitte? Na, das hat sie aber nicht von mir!

Alex
Nicht schlecht, ist das von dir?

Coco
Ja.

Schmidt
Na, was sollen denn die Leute jetzt denken.

Alex
Na, aber das ist doch toll. Ich meine, wenn ihr ein bisschen Geld braucht, ich hab‘ ja auch nicht viel, warum nicht Straßenmusik, genau! Da singen wir einfach ein bisschen auf der Straße.

Coco
Aber vorher muss ich noch die Zeitungen austragen (übergibt Zeitschrift der Wohnungsbaugenossenschaft an Person im Publikum) Eine nehmen, weitergeben!


LIED VIVA LA HOHENSTÜCKEN
*
Ich bin die Caroline aus Hohenstücken,
erst sieben und somit noch ein Kind.
Die Eltern schickten mich ein Brot zu pflücken,
weil beide seit dem 10. pleite sind.

Viva la Hohenstücken
Ich bin erst 7 und somit noch ein Kind.
Niemand hält mich ab, mich auszudrücken,
wie hier die Dinge liegen, wie sie nun mal sind.
*
Mein Wohnblock Ende Stadt liegt an der Straße.
Fast jede volle Stunde fährt ein Bus.
Ich habe noch drei Euro und fünf Kippen,
falls Murhad kommt, und ich was geben muss.
wohohohohooo

Rau sind die Gesetze in unserm Viertel hier.
Männer in Garagen trinken Schnaps und ganz viel Bier.
Frauen zeigen Brüste, meine Freunde rauchen Crack.
Wer kann, der zählt bis drei, packt seine Koffer und ist weg.
wuhohooooo

Viva la Hohenstücken
Europa hat dir nicht viel gebracht.
Die Schule steht noch, alles andere, musste rücken.
Wenn‘s hier so weiter geht, dann gute Nacht.
*
In Mitte leuchten nachts sogar Laternen.
Mein Opa wohnt dort und macht in Kultur.
Oft lieg ich wach und greife nach den Sternen.
Ich wünscht, ich hätt‘ wie er mal Abitur.

Heut‘ noch hab‘ ich Zweifel, doch schon bald bring‘ ich euch Licht.
Vorortwegbereiter*in einer klassenlosen Schicht!
Wuhohohoooo

Viva la Hohenstücken
Ich stell was an mit meinem Kopf.
Den Trott mit Denken kombinieren:
Wo sind das Kino und der Spielplatz,
das Freibad, das Theater?
Wo ist der Fördertopf? Ha!

Alex
Applaus! Das wird der Hit!!! (Coco fröhlich ab)
Sag mal Herr Franke gabs im Osten eigentlich auch Kinderarbeit?

Franke
Nein, laut Verfassung eigentlich nicht. Aber man hatte natürlich die Chance sich etwas dazu zu verdienen. Also nicht unbedingt mit Zeitungen austragen. Man ist halt in die Erdbeeren gegangen oder hat Altstoffe gesammelt.

Alex
Aber dann musstest du ja wieder alles abgeben bei der Klassenkasse.

Franke
Ne, ne, nicht unbedingt. Es gab Aktionen von der Schule, das stimmt. Aber du konntest auch immer privat losgehen und irgendwo klingeln und fragen, ob jemand was übrighat. Und es ging relativ fix, fünf Mark zusammen zu kriegen.

Schmidt
Oh, fünf Mark! Das ist richtig viel.

Alex
Fünf Mark in der DADAER, das war ja...da konntest du was machen!
Vergleiche mal mit heute! Wenn du heute eine Flasche für 25 Cent wegbringst und es auf einen Euro schaffst oder zwei, da kriegste ja nichts für!

Franke
Das waren damals 100 Brötchen.

Schmidt
Ja, oder für 5 Pfennig eine Tüte Sauerkraut. Haben wir uns zum Naschen gekauft in so ‘ner Papiertüte


Alex
Aha. Sauerkraut. Interessant. Ich habe ja eher immer so nach was Süßem Ausschau gehalten...so, so, Sauerkraut.


Schmidt
Hey Alex, ich hab‘ was, ich komm‘ gleich wieder. Ich hol‘ was!
Alex
Sauerkraut, oder was?

Schmidt
Ich habe nämlich vorhin etwas gefunden.

Franke
Ja, was hat sie wohl nur?

Alex
Ich weiß nicht. Die verlorene Generation hat etwas gefunden.

Schmidt
Ich hab‘ ein altes Foto von mir gefunden... ha, ich lach mich schlapp.
Wie ich da aussehe. Irgendwie sieht das Foto voll 50-er aus. Also, so stell ich mir das Licht in den 50-ern vor. Das ist ein Vorwendefoto von mir, wie ick kurz nach der Einschulung…?
Und die Ohren sehn irgendwie ganz durchscheinend aus.
Wahrscheinlich vom Mangel an Bananen.
Ich sehe da aus, als hätte ich gerade meinen Terminkalender verloren.
Gab es in der DADAER Terminkalender?
Du, das war 86. Ich war ja sogar noch Jungpionier. Hatte sogar das rote Halstuch. Erst gabs das Blaue und dann das Rote. Hattest du auch noch das Rote?

Alex:
Ne, ich hatte nur das Blaue.
Aber das hat mir auch gereicht. Einmal war ich sogar kurz Gruppenratsvorsitzende.
Die Kinder haben mich gewählt und dann gab es auch schon bald Stress.
Beim Fahnenappell haben sie uns immer mit Trommelwirbel und Trompeten vor der gesamten Belegschaft und allen Schülern für unser schändliches Verhalten gerügt. Kennt ihr das noch? Und dann zack in die Mitte und dann gibts einen TADEL.

Schmidt.
TADEL! TADEL!

Alex
Genau. Wie psychotisch ist das denn?

Beide
TADEL

Alex
Zum Beispiel als Janine, meine Freundin mich Hausaufgaben hat abschreiben lassen. Da haben sie uns ausgebuht. Also die Lehrer. Und ich so: Hä? Was ist denn hier nun mit der Solidarität? Hm?! Ist doch eigentlich voll nett!
Und dann, als ich Gruppenratsvorsitzende war, waltete ich meines Amtes. Ich trat, mich räuspernd, vor die Menge und sprach, dass wir Schüler der Klasse 2a es nur gerecht fänden, wenn die Lehrer auch mal von uns gerügt werden dürften, da auch wir eine Menge beobachtet und erlitten hätten, was verbesserungswürdig an den Lehrkörpern erschien.
Naja. Die Klassenlehrerin hat mich dann sofort meines Amtes enthoben. Sie wies mich darauf hin, dass ich ein schlechtes Vorbild für die anderen sei, aha! Und dann brach auch schon das System der DDR zusammen. Ich bin mir sicher, dass das auch irgendwie miteinander zusammenhing, sozusagen.
Ich frage mich manchmal, wie mein Lebensweg wohl in der DDR verlaufen wäre.

Schmidt
Na ja, BAUTZEN?

Alex
Oder überangepasst, drei Kinder und ein Parteibuch.

Schmidt
Vielleicht wärst du die neue Wolf Biermann geworden?

Alex
Naja, wohl eher die neue Bierfrau.

Beide
HAHAHAHA!

Alex
Frau Schmihidt, das ist so schön hier mit uns auf dem Balkon! Warum reißen die das denn jetzt schon wieder ab hier?

Schmidt
Na, neee Alex…das versuche ich dir ja schon die ganze Zeit beizubiegen.
Der Block wird saniert. Wir müssen hier alle raus.

Alex
Alle? Alle, Alle, Alle?
Und wohin? Nach Malle?
Oder besser nach Halle?

Schmidt
Alex, du hast doch ‘ne Ralle !
Und ja Alex, ALLE! Alle müssen raus.

Schmidt
Ja, und dann malen sie den Block hier bunt und W-Lan und alles schick und Frau Müller zieht nach dort rüber, also eigentlich nur 2 Blocks weiter.

Alex
Also gut. Dann habe ich mir also gerade gewaltsam Zutritt zu meiner alten leerstehenden Wohnung verschafft, bin kurz eingezogen als Zugezogene und nun ziehe ich wieder kurz aus... da bin ich dann also eine Ausgezogene… aber wir ziehen dann später wieder ein, richtig?

Schmidt
Na klar, wir kommen wieder! Und dann drücken wir die Tür auf und stehen im Flur des Hauses, in dem wir einst wohnten. Und es riecht immer noch schwach nach diesem Betonstaub. Trockensäuerlich.

Alex
Die Briefkästen sind blau gestrichen, sie glänzen, auch die Wohnungstüren glänzen. Wir sehen uns im blauen Lack und plötzlich befällt uns eine Sehnsucht nach Zeiten, in denen noch alles offen war. So wie jetzt auch, irgendwie.

Schmidt
Hey, stell dir vor, wenn jetzt hier wieder ‘n Haufen Neusiedler herkommen und Hausgemeinschaften bilden. Muss ja nicht immer der Vierseithof in der Uckemark sein!

Alex
Na klar, ...Rentner, Studenten, Arbeitslose, Künstler, Zugezogene, Ausgezogene…die könnten hier alle zusammenwohnen und zum Beispiel Gemeinschaftsbeete anlegen.
Jetzt besingen wir die Schönheit des Havellandstrichs Hohenstücken.
Die Havel ist ja ein bisschen weit, aber ich finde, dass hier immer ein bisschen so eine Ostseeluft ist…

Schmidt (atmet tief ein)
Ja?

Alex
Ja!


Lied HAVELLUJA
*
Als ich hier heut mit dem Zug ankam,                                
eilte ich gleich hin zur Straßenbahn.
Direktverbindung durch die Stadt hierher,

und es blies ein leichter Ostseewind,
und am Bahnhof stand mein zweites Kind.
Ich lief zur Bahn und dachte mir:

HAVELLUJA
HaVelluja, HaVelluja, HaVelluja
HaVelluhuuuhuuuuujaaaaaa

*
Wenn die Menschen in der Landschaft stehn,
wo Möwen schrein und Winde wehn,
wie träumt mir da, die Zeit wär‘ ewig lang.

Wenn die Sonne scheint, und irgendwo
Musik erklingt, da bin ich froh
und flüster dir ins Ohr:

oh HaVelluja
HaVelluja, HaVelluja, HaVelluja      
HaVelluhuuuhuuuuujaaaaaa

Ende

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